Artykuły [1063]

Tom 21 (2013)

Uschi Obermaier i rewolucja seksualna w RFN

Strony: 47 - 57

Abstrakt

USCHI OBERMAIER UND DIE SEXUELLE REVOLUTION IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

Die Umwandlungen im Bereich der Sexualität, die man als sexuelle Revolution bezeichnet, waren kein Ergebnis der Studentenbewegung, sonder die Folge der Änderungen in den 50er Jahren in der Bundesrepublik. Zu der Adenauerzeit war die Sexualität kein Tabu, sondern sie stand im Mittelpunkt der politisch-sozialen Debatte. Die Sexualmoral stellte ein Kampffeld der Hüter der konservativen Sittlichkeit dar, die darin die Quelle der Stabilität der bestehenden sozialen Ordnung sahen und der Befürworter der nicht ideologischen Einstellung zum Sex, zu denen Beate Uhse und Oswalt Kolle gehörten. Obwohl sie offen über die Sexualität sprachen, waren sie keine Revolutionäre, wie der Alfred Kinsey, Verfasser des berühmten Reports, denn sie sahen ihr Hauptziel in der Erneuerung der Ehe als Institution, indem sich die Eheleute für die sexuellen Bedürfnisse mehr öffnen. Der Boom in der Erotikbranche in den 50er Jahren war die Folge der Umwandlungen in der westdeutschen Gesellschaft, die auf das Wirtschaftswunder zurückzuführen waren — auf die gesunkene Arbeitslosigkeit, den höheren Lebensstandard und Konsumismus. Das Interesse für die Erotik wurde auch zum Ausdruck des Fortschrittes und der Entstehung einer modernen Gesellschaft.
Eine wichtige Rolle in der 68er-Bewegung spielte die nicht aufgearbeitete und verschwiegene Nazivergangenheit. Die jungen Leute protestierten gegen die Prüderie ihrer Eltern, ihrer Meinung nach stellte sie eine Fortsetzung der konservativen Sexualpolitik des Dritten Reiches dar. Das ergab sich aus der falschen Auffassung des Wesens der Sexualmoral in der Nazizeit. Die Zeit der NSDiktatur war die Zeit zahlreicher Privilegien für die heterosexuellen Arier. Den Vorrang galt für die Rassenreinheit und nicht für die Moralwerte. In der Nachkriegszeit wollte diese Generation ihre Verwickelung in das verbrecherische System vertuschen und förderte eine sehr konservative Einstellung zur Sittlichkeit. Die Stimmen der 68er-Rebellen, die auf die Fortsetzung des NS-Regimes hingewiesen haben, waren insofern begründet, inwiefern wir eine gewisse personelle Integration der ehemaligen Nazibeamten in die Strukturen des westdeutschen Staates, institutionelle u. a. die Tätigkeit des Volkswartbundes oder rechtliche Kontinuität die Wirksamkeit der §§ 175 oder 184 des Strafgesetzbuches berücksichtigen.
Die Jungen wollten vor allem die Formen des sozialen Zusammenlebens umgestalten und sich von den durch die Gesellschaft aufgezwungenen Normen befreien. Sie strebten auch die sexuelle Freiheit an, da sie die Wiedergeburt des Nazismus verhindern sollte. Als Symbol der Änderungen im Bereich der Sexualität gilt Uschi Obermaier, ein aus München stammendes Modell, das die ersten Seiten internationaler Magazine schmückte. Zusammen mit Rainer Langhans, einem der Gründer der Kommune 1 stellten sie das hübscheste Paar der außerparlamentarischen Opposition dar. Uschi Obermaier strebte nach Freiheit und wollte Neues erleben, und die Quelle dieser Erlebnisse sollte in Drogen, Liebeleien und Reisen um die Welt liegen. Obwohl sie aufgrund ihrer Liebe zur Freiheit oder ihres Nein zu der geltenden Ordnung zu einer Vorreiterin der Frauenbewegung werden konnte, so fehlte ihren Handlungen die ideologische Basis, selbst ihr Selbstwertgefühl baute sie mit Meinungen der Männer auf, mit denen sie liiert war. Ihre Lebensgeschichte wurde in der 2007 entstandenen Verfilmung ihrer Autobiographie erzählt. „Das wilde Leben“ von Achim Bornhak könnte sehr interessant über die buntesten Jahre aus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erzählen, der Film hat jedoch außer der immer neuen Nackt-Szenen von Uschi Obermaier und ihrem Liebeszwiespalt nichts zu bieten.