Artykuły [1063]

Tom 22 (2014)

Ukraina w politycznej koncepcji Paula Rohrbacha

Michał Siekierka

Strony: 159 - 169

Abstrakt

UKRAINE NACH DEM POLITISCHEN KONZEPT VON PAUL ROHRBACH

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde zum Beginn einer guten Konjunktur für die Internationalisierung der ukrainischen Frage. Der Grund lag vor allem in dem Interesse und in den militärischen Plänen des Zweiten Reiches im Verhältnis zu dem Osten des Kontinents. Neben der russischen Frage lag die wichtigste Aufgabe der deutschen Ostpolitik in der Lösung der Angelegenheiten um Polen gleich nach dem eigenen nationalen Interesse. Die ukrainische Frage eignete sich dazu, über beide Ziele vorteilhaft zu entscheiden. Das Interesse für Ukraine als einen souveränen Staat, der auf der Europakarte erscheinen und einen potentiellen Verbündeten des Zweiten Reiches darstellen könnte, hat die deutsche Presse und die öffentliche Meinung erst nach der Februar-Revolution des Jahres 1917 zu erwecken begonnen. Die frühere besondere Sensibilisierung Deutschlands für das Thema Ukraine verdankt man vor allem der Arbeit und Tätigkeit von Paul Rohrbach. Rohrbach kam zur Welt am 29.06.1861 in Irgen Kurland im Grenzland des Imperiums der Romanows heute Gebiet von Lettland. Sein Wissen erlangte er an den Universitäten in Tallin, Berlin und Strassburg. Er studierte Theologie, Geschichte, Sozialwissenschaften und Erdkunde. Im Jahr 1914 wurde Paul Rohrbach Beamter im Reichsmarineamt und dann im Auswärtigen Amt, wo er sich als ein Befürworter der antirussischen Politik zu erkennen gab. Während des Ersten Weltkrieges engagierte er sich für die Oststrategie Deutschlands; er bemühte sich, die eventuellen Vorteile, die sich aus der nationalen Anregung der Bevölkerungen ergeben könnten, die Bestandteil des Zarenrusslands waren, den Eliten des Zweiten Reiches möglichst nah zu bringen. Er war sowohl ein Praktiker, als auch ein Theoretiker, der besondere Aufmerksamkeit der ukrainischen Frage schenkte. Als seine wichtigsten Werke werden genannt: Der deutsche Gedanke in der Welt herausgegeben im Jahr 1912, Neuauflage von 1920 und Die Geschichte der Menschheit1914. Das Interesse für Ukraine wachte bei dem Geopolitiker bereits vor dem Ersten Weltkrieg auf. In der Arbeit Der deutsche Gedanke... machte er einige Bemerkungen über die Ukrainer und andere unterdrückte Minderheiten im Osten des Kontinents. Er behauptete, dass das Imperium der Romanows ohne die ukrainischen Gebiete einen provinziellen Staat am Rande Europas darstellen würde. Diese Gebiete, zweimal so groß wie Deutschland, reich an natürlichen Rohstoffen, mit entwickelter Industrie und reichen Böden, würden nach der Trennung über ein außergewöhnliches staatliches Potential verfügen. Darüber hinaus, gäbe es die russische Raubwirtschaft und soziale Unterdrückung nicht, würde die ukrainische Kultur und Intelligenz schon längst die Autonomie und internationale Anerkennung erreichen. In seinen Überlegungen behauptete er sogar, dass die Teilung des Mehrvölkerostens und die Ausgliederung sowie Verselbständigung solcher Staaten wie Polen, Finnland, Ukraine oder kleinerer Baltikum-Staaten nur eine Frage der Zeit sind. Das Bestehen einer eigenständigen Ukraine
neuen Absatzmärkten geben. Neben Russland stellten, nach Rohrbach, die Polen einen weiteren nawürde für Deutschland eine natürliche Abwehr gegen den Bolschewismus darstellen und Zugang zu türlichen Feind der Ukraine dar. Angesichts des Willens einer politischen Identifizierung auf Kosten des ukrainischen Volkes und wegen der eventuellen künftigen Bedrohung, die ein starkes Polen für Deutschland darstellen könnte, waren beide Länder — seiner Meinung nach — offensichtlich zu einer Allianz verurteilt. Für den Geopolitiker unterlag es keiner Diskussion, dass die wiedergeborene Republik Polen sich nicht nur auf deutschen und ukrainischen Gebieten aufbauen würde, sondern als ihr ideologischer und politischer Feind auch Interessen beider Nationen verletzen würde. Dem Zweiten Reich sollte deshalb daran liegen, besten Kontakt mit dem ukrainischen Potential zu haben. Die Ideen Rohrbachs gewannen an Bedeutung in den Jahren 1918–1919 mit der Ostoffensive und der sich dynamisch ändernden Lage auf der Weltlandkarte. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er daran, die Militärpropaganda zu kreieren und zu betreiben. In den 20er Jahren des 20. Jh.beeinflussten seine Arbeiten die Ansichten der Rechtsextremisten und geschlossenen Kreise der nationalistischen Aktivisten. Die Universalität der germanischen Kultur, die Zivilisationsüberlegenheit, die Verehrung der romantischen Idee des Reiches oder die Prädestination zur Machtausübung und die Aufrechterhaltung der Ordnung auf dem alten Kontinent, das sind nur einige Themen und Fragen, die kommentiert waren und für die sich die Nazikreise begeisterten. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Rohrbach in Langeburg Baden-Wittenberg nieder. Im Jahr 1952 wurde er zum Ehrenpräsidenten der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft ernannt. Bis Mitte der 50er Jahre des 20. Jh. hielt er Vorlesungen an der Universität in Hamburg. Er verstarb am 19.07.1956.