Artykuły [1063]

Tom 18 (2010)

PROBLEM ZJEDNOCZENIA NIEMIEC W PRZEMÓWIENIACH KANCLERZA FEDERALNEGO KONRADA ADENAUERA

Strony: 171 - 189

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Abstrakt

PROBLEM DER WIEDERVEREINIGUNG DEUTSCHLANDS IN DEN ANSPRACHEN DES BUNDESKANZLERS KONRAD ADENAUER

In der vorliegenden Arbeit formuliere ich die These, dass die Wiedervereinigung Deutschlands nur scheinbar ein Teil des politischen Programms von Konrad Adenauer war. Der Gedanke der deutschen Einheit war nach Schätzung des ersten Kanzlers der BRD allzu ersehnt und zu schön, um ihn offiziell aufzugeben, gleichzeitig jedoch allzu zu fern und irreal, um ihn ins Leben zu rufen.
In seiner Regierungszeit 1949–1963 stellte Kanzler Adenauer, der die Aufrechterhaltung des „Traums von der Einheit“ als unentbehrliches Element der politischen Rhetorik der Regierung erkannte, vielmals in ihrem Namen die Stellung zur Wiedervereinigung dar. Diese Ansprachen enthalten sowohl Erklärungen über die Unterstützung der Idee der Einheit als auch Elemente von Aussagen, die das Wissen zum Thema der deutschen Teilung ordnen sowie dieses Problem im weiteren Rahmen der internationalen Lage erfassen. Eine Analyse der Inhalte der offi ziellen Ansprachen des Kanzlers weist darauf hin, dass er entscheidend in ihnen vermied seine Zweifel betreffs des Erfolgs des Vereinigungsprozesses aufzuwerfen.
Die Chancen auf die Wiedervereinigung Deutschlands beurteilte Konrad Adenauer jedoch immer realistisch, indem er das aktuelle System der internationalen Beziehungen beachtete. In seinen Ansprachen schenkte er besondere Aufmerksamkeit dem Widerspruch der Sowjetunion gegenüber den Plänen des Durchbruches in Sachen der deutschen Einheit.
In seinen offiziellen Ansprachen stellte Adenauer mehrmals auch die Motive der Ablehnung Moskaus gegenüber den Plänen der Wiedervereinigung Deutschlands dar. Nach Meinung des Kanzlers, befürchteten die Russen, dass der Verlust der Kontrolle über die DDR, und in der weiteren Perspektive die Gründung nur eines deutschen Staates, ein deutliches Signal sein wird, dass die UdSSR die Pläne, verbunden mit der Unterwerfung Westeuropas der kommunistischen Macht, aufgibt. In der Folge hätte dies bedeutet: Minderung der sowjetischen Einfl usszone in Europa, Erschaffung des Risikos des Verlusts von Kontrolle in den Satellitenstaaten sowie Abschwächung der Position der kommunistischen Parteien in Frankreich und Italien, die dem Kommunismus den Weg nach Westen bahnen sollten. Ereignisse der fünfziger Jahre und des Anfangs der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts: Äußerung von den Russen des Widerspruchs gegenüber den Plänen der Wiedervereinigung während des Besuches der Delegation der BRD in Moskau 1955, Ultimatum der UdSSR sg. „Ultimatum von Chruschtschow“ 1958, Fiasko der Konferenz der Außenminister der vier Großmächte über die Zukunft des geteilten Deutschlands 1955 und 1959 sowie Beginn mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 — haben im großen Maße den Glauben Adenauers an die Möglichkeit des Durchbruchs der deutschen Teilung geschwächt. In der Situation, in welcher der sowjetische Widerstand die Realisierung des Projektes der Vereinigung Deutschlands unmöglich machte, wurde zum Plan Minimum die Erleichterung des Schicksals der Einwohner von Ostdeutschland sowie das Unternehmen von Handlungen zugunsten der Erweiterung der bürgerlichen Freiheiten und Freiheit in diesem Land.
In seinen Ansprachen gab Adenauer deutlich zu verstehen, dass im damaligen System der internationalen Beziehungen, vor allem beim Widerspruch der UdSSR, die Wahl der Richtung nach Westen Westbindung für die BRD zur einzigen rationellen Lösung wurde, die eine Erlangung von bedeutenden politischen Vorteilen gewährleistete.
Die Stärkung der Position der Bundesrepublik Deutschland auf dem Wege ihrer Beteiligung an den Integrationsunternehmungen sicherte vor allem eine nahe Perspektive der Rückgewinnung von Souveränität — eines Wertes, der von Adenauer als Prioritätsziel der westdeutschen Politik erkannt wurde.
Die tiefgründige Analyse der Inhalte der offi ziellen Ansprachen von Konrad Adenauer bringt noch ein Bedenken betreffs des Erfolgs des Vereinigungsprozesses Deutschlands zum Vorschein. In den Augen des ersten Bundeskanzlers war Ostdeutschland kein Partner bei den Gesprächen über die Einheit. Bis zum Ende seiner Regierung verweigerte Adenauer die Anerkennung der DDR als einen getrennten Staat, denn die Organisation der Ostzone entstand nicht aufgrund des Willens der Mehrheit der Bürger, sondern aufgrund der Unterordnung der UdSSR einer kleinen Anzahl von Deutschen. Nach Meinung des Kanzlers konnte die Wiedervereinigung nur auf der Basis des Rechtes und der Freiheit verlaufen. Adenauer gab damit zu verstehen, dass den Vereinigungsprozess nur die demokratische BRD leiten konnte, die sich nicht im vollen Maße mit dem östlichen Teil verbindet, sondern eher der DDR die bei sich geltende politisch-strukturelle, rechtliche und wirtschaftliche Ordnung aufzwingt.
Die Annahme des Ostkurses und krampfhaftes Halten an den „Befehl“ der Wiedervereinigung bedeuteten für den Kanzler Stagnation, Niederlage und durch Misserfolg zerstörte Hoffnungen. Informationen über die echten Ziele und Prioritäten seiner Politik wollte er jedoch nicht öffentlich bekannt geben, denn dies drohte mit dem Verlust der Unterstützung der Gesellschaft und einer Niederlage bei den Parlamentswahlen. Die Anschauung über die Abweisung der Einheit Deutschlands als laufendes Ziel der Politik seiner Regierung formulierte Adenauer am häufi gsten in den unoffi ziellen Aussagen und in den Inhalten von geheimen Dokumenten.
Es ist jedoch schwer Konrad Adenauer Gegner der deutschen Einheit zu nennen. Bei der Darstellung seines politischen Programms, zeichnete er das Bild der Wiedervereinigung als einen in der Zeit aufgeteilten Prozess, in dem die politisch und wirtschaftlich starke, völlig souveräne BRD, die über die Unterstützung des Westens verfügt, mit Einwilligung von Moskau das Werk der Vereinigung Deutschlands beginnt und zu seiner glücklichen Finalisierung führt. Dieses Szenario bestätigte sich jedoch erst im Jahre 1990 — 27 Jahre nach der Beendigung der „Adenauer Ära“.