Artykuły [1063]

Tom 23 (2015)

WYWIAD: LIST BISKUPÓW POLSKICH DO BISKUPÓW NIEMIECKICH — ROZMOWA Z KS. PROF. JANEM KRUCINĄ

Strony: 125 - 140

Abstrakt

DER BRIEF DER POLNISCHEN AN DIE DEUTSCHEN BISCHÖFE — GESPRÄCH MIT PFR. PROF. JAN KRUCINA

Der Brief polnischer Bischöfe an die deutschen Bischöfe vom 18.11.1965 gilt heute als symbolischer Anfang der Versöhnung oder auch Annäherung zwischen Polen und Deutschen in der Nachkriegsrealität. Die Initiative der polnischen Bischöfe war ein erster so entschiedener Schritt, der von der Notwendigkeit sprach, die Nachbarschaftsbeziehungen zu ordnen, die bisher wie ein Tabuthema behandelt wurden. Der revolutionäre Inhalt dieses an die deutschen Bischöfe gerichteten Briefes mit den Worten: „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ und deren Antwort vom 5.12.1965 stellten einen unbestrittenen Durchbruch in den polnisch-deutschen Beziehungen dar — obwohl dieser sich anfänglich lediglich auf die kirchlichen Hierarchien und die Glaubensgemeinschaften beider Länder begrenzte. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Erinnerungen an diesen immer noch sehr lebendig, daher wundert nicht die Tatsache, dass man die Deutschen in Polen hauptsächlich als einen Feind betrachtete. Das umso mehr, da die kommunistische Regierung darum bemüht war, dieses feindliche Bildnis zu vertiefen. Die Deutschen wiederum assoziierten Polen insbesondere mit den Gebieten, die hinter der Oder und der Lausitzer Neiße gelassen wurden und mit den Zwangsumsiedlungen. Eine negative Resonanz in der BRD erweckten auch die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Bestehens der polnischen kirchlichen Verwaltung in den West- und Nordgebieten, mit den Hauptveranstaltungen in Wrocław.

Die Idee des Briefes war auf zwei Fakten begründet: dem in den Jahren 1962–1965 stattfi ndenden II. Vatikanischen Konzil und dem sich nähernden Millennium der Taufe Polens. Die polnische kirchliche Hierarchie kam zu dem Schluss, dass die mit dem Jahrestag verbundenen Feierlichkeiten sich vollkommen dazu eignen werden, Resümee zu ziehen und neue Akzente in den Nachbarschaftsbeziehungen zu setzen. Das Gestaltungszentrum dieser Idee war die Wroclawer Kurie mit Bischof Bolesław Kominek an ihrer Spitze, für den die Frage der polnisch-deutschen Beziehungen einen sehr wichtigen Platz in seiner Seelsorgearbeit einnahm. Nicht ohne Bedeutung waren auch die früheren Initiativen der deutschen Seite Predigt des Kardinals Julius Döpfner und die Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland über „Die Lage der Vertriebenen und über das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“, die zusätzlich die polnischen Bischöfe angespornt haben, den Brief zu verfassen.

Die Regierung hat diesen Brief dazu genutzt, eine Propagandaaktion gegen die Kirche auszulösen — in einem bisher nicht auftretenden Ausmaß. Die gegen die Kirche gerichtete Hetzjagd hatte  zum Ziel, ihren Standpunkt, der als volksfeindlich und dem deutschen Revisionismus wohlgesinnt, bezeichnet wurde, zu verurteilen und die kirchliche Obrigkeit durch die Anschuldigungen, sie hätte die Geschichte des polnischen Volkes gefälscht, anzuprangern.

Der Brief der polnischen an die deutschen Bischöfe ging entschieden dem Geist seiner Zeit voraus und obwohl er von großer Zivilcourage und Entschlossenheit seiner Initiatoren zeugte, musste er damals auf Unverständigkeit stoßen, sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite der Grenze. Seine wichtigste Leistung kann darin gesehen werden, dass er in gewissem Sinne die Starrheit der Beziehungen zwischen Polen und Westdeutschland durchbrach, die seit dem Zweiten Weltkrieg durch die belastende Vergangenheit gekennzeichnet waren. Dank der mutigen Worte der polnischen Bischöfe begann man zum ersten Mal nach dem Kriegsende daran zu denken und darüber zu sprechen, dass die polnisch-deutsche Versöhnung überhaupt möglich sei.

Der Austausch der Briefe wird heute als Geschichte eines großen Erfolges dargestellt, wobei man jedoch oft das vergisst, wie lang und schmerzhaft der Weg dahin war. An diesen Weg erinnert Pfr. Prof. Jan Krucina, der in den Jahren 1963–1974 Sekretär des Initiators dieses Hirtenbriefes — des Bischofs B. Kominek, war. Pfr. J. Krucina bringt die Umstände der Verfassung des Briefes und die gegen das Episkopat gerichtete Propaganda-Aktion näher, er spricht auch über den gegenwärtigen Empfang der Initiative der polnischen Bischöfe, die durch viele für eines der bedeutendsten Dokumente des 20. Jahrhunderts gehalten wird.