Artykuły [1063]

Tom 20 (2012)

Mitologizowanie historii w filmach Josepha Vilsmaiera. Analiza wybranych przykładów

Strony: 167 - 181

Abstrakt

MYTHOLOGISIERUNG DER GESCHICHTE IN DEN FILMEN VON JOSEPH VILSMAIER. ANALYSE EINIGER BEISPIELE

Das Werk Joseph Vilsmaiers kann als ein durch und durch deutsches bezeichnet werden, weil der Regisseur in seinen Filmen Thematik aufgreift, die mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Besondere Aufmerksamkeit schenkt er den Jahren 1933–1945 und erzählt Geschichten über die Liebe, Freundschaft, das Leiden und die Aufopferung vor dem Hintergrund des Dritten Reiches. Die Machtstrukturen sind für ihn nicht interessant, vielmehr sind das die Biografi en einfacher Leute, die zu der Zeit der braunen Diktatur leben mussten. Für das Werk Vilsmaiers ist eine besondere Betrachtung des Nationalsozialismus charakteristisch. Er sieht ihn als eine Fügung des Schicksals, die Einfluss auf die Schicksale seiner Helden hat und aus der Geschichte eine metaphysische Kraft macht. Den Ansatzpunkt der Kritik seiner Filme stellt sowohl die revisionistische Auffassung der deutschen Geschichte, als auch eine nachgeordnete und schematische Inszenierungsart dar. Die Tendenz, die in seinen Filmen deutlich zum Ausdruck gebracht wird, besteht in der Mythologisierung der Vergangenheit, die auf der Gestaltung eines positiven Bildes der deutschen Gemeinschaft im Dritten Reich beruht. In seinem Regidebüt „Herbstmilch“ hat er am Beispiel des Schicksals von Anna Wimschneider das Leben der Dorfgemeinschaft zu der Zeit des Nationalsozialismus dargestellt. Die an die Tradition und den Glauben gebundenen Bauer waren gute Leute, diejenige, die für das ganze Böse verantwortlich waren, waren die NSDAP-Funktionäre. In dem Film „Stalingrad” hat Vilsmaier einen der größten Kämpfe des Zweiten Weltkrieges aus der Perspektive einfacher Soldaten geschildert, die zum Kanonenfutter des Führers wurden. Sie fanden den Tod in einem sinnlosen Kampf ohne jegliche Chance zu gewinnen. Der Regisseur nahm die Verantwortung von seinen Helden und wälzte sie auf die Befehlshaber ab. Obwohl seine Inszenierung der Stalingrader Schlacht jeglichen Pathos entbehrt, so wird den im Schnee einfrierenden Soldaten ein Denkmal gesetzt. Der Film bestätigt den Mythos der „sauberen“ Wehrmacht und der Nichtverstrickung der Armee in Verbrechen des Regimes, jedoch angesichts der Wehrmachtausstellung, musste das Bild der unschuldigen Soldaten verifiziert werden. Vilsmaier interessiert sich nicht nur für das Leben einfacher Leute, aber auch für die Künstlerbiographien. Deshalb brachte er die Geschichte der legendären Musikgruppe, Comedian Harmonists, auf die Leinwand und versuchte, den Marlene-Dietrich-Mythos zu zerlegen. In beiden Fällen trug er dazu bei, weitere Legenden zu schaffen. Bei der Darstellung der Geschichte des Sextetts verschwieg er wesentliche Konfl ikte in der Gruppe und kreierte ein idealisiertes Bild einer deutsch-jüdischen Gruppe. Das Filmporträt von Marlene Dietrich überschreitet nicht die klischeehafte Präsentation der Diva als einer Frau, Mutter, Geliebten und Künstlerin, die ihr Image gestaltet. Eine fi ktive Geschichte der tragischen Liebe Dietrichs zu einem Wehrmachtsoffi zier, Carl Seidlitz, verursacht jedoch, dass man dieses Bild für einen Versuch auslegen kann, die Diva zu rehabilitieren, damit die Deutschen in ihr eine große Künstlerin und nicht eine Verräterin eigener Nation sehen können. Eine lockere Herangehensweise des Regisseurs im Umgang mit der Geschichte offenbarte sich auch in dem Film „Leo und Claire”. Das Bild, das mit der Absicht entstand, den Gerichtsmord der Nazigerichtsbarkeit an Leo Katzenberger, einem Juden, der 1942 für die ihm vorgeworfene Rassenschande zum Tod verurteilt wurde, darzustellen. Anstatt das tragische Schicksal des Nürnberger Kaufmanns zu präsentieren, schafft Vilsmaier ein voyeuristisches Spektakel, in dem jeder Vorwand genutzt wird, auf der Leinwand die nackte Franziska Petri zu zeigen. Die authentische Geschichte aus dem Dritten Reiche wird zu einer banalen Story über die angebliche Romanze eines Juden mit einer arischen Frau. Auch die Katastrophe des Schiffes „Wilhelm Gustloff” wurde schematisch gezeigt. Sie bildet die Fortsetzung einer Reihe von Darstellungen des deutschen Leidens während des Zweiten Weltkriegs. Aus dem Dritten Reich ein sujet zu machen, das den Zuschauern Unterhaltung und Emotionen zu liefern hat, trägt dazu bei, dass dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte banalisiert und trivialisiert wird. Das stellt eine bewusste Regisseurmaßnahme zur Herstellung eines idealisierten Bildes der deutschen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus dar, eines Bildes, das zu einen Bezugspunkt für die Identität der zeitgenössischen Deutschen werden könnte.