Artykuły [1063]

Tom 22 (2014)

Kobieta u władzy. Portret polityczny Angeli Merkel

Strony: 139 - 158

Abstrakt

DIE FRAU AN DER MACHT.DAS POLITISCHE PORTRÄT VON ANGELA MERKEL

Das Betreten der politischen Bühne der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit der Wiedervereinigung und die Entwicklung der weiteren Karriere von Angela Merkel bildet eine eindrucksvolle Erscheinung. Seit diesem Moment wuchs das Interesse an ihrer Person, um 2005 den Höhepunkt zu erreichen, als sie infolge beschleunigter Bundestagswahlen an die Spitze des Kabinetts der Großen Koalition gelangte. Parallel zur Steigerung der Position in der Welt der Politik evolvierte auch ihr Image. Am Anfang wenig bekannt, mit der Zeit immer prominenter, zieht sie die Aufmerksamkeit der Medien und der Gesellschaft auf sich.
Über die Kindheit und Jugendzeit in der DDR ist auch vieles und zugleich wenig bekannt. Weiterhin gibt es gewisse Unklarheiten, unvollständige oder oberflächliche Informationen, die ein recht uneinheitliches Bild ergeben. Die Kanzlerin selbst wiederholt in den Interviews am häufigsten dieselben Geschichten über die ruhige und glückliche Kindheit in Templin, das herzliche Zuhause und die wissenschaftliche Arbeit. Die junge Angela sollte politisch passiv sein, das Unrecht des kommunistischen Systems sollte sie jedoch ablehnen. Die Zäsur des Mauerfalles und der Wiedervereinigung Deutschlands verläuft fast parallel mit dem Durchbruch in ihrem persönlichen und beruflichen Leben — mit der Festigung der Beziehung mit dem Chemiker Joachim Sauer und dem Einstieg in die Politik.
Die Monate vor den Parlamentswahlen sind eine Zeit, in der in Deutschland vor allem Biographien von Politikern, die sowohl positiv als auch negativ das Image der vorgestellten Personen beeinflussen können, guten Absatz finden. Nicht anders war es 2013, als mindestens fünf Angela Merkel gewidmete Bücher erschienen, die sie aus verschiedenen Perspektiven zeigten: sowohl unter Berücksichtigung der bisherigen Erfolge als auch der Überlegungen über die weitere Karriere im Falle eines Wahlsieges, vor dem Hintergrund der ostdeutschen Vergangenheit oder der Aktivität auf internationaler Ebene. Einige davon waren sehr kritisch, was — wenigstens einigermaßen — sich in die Logik der in Deutschland laufenden Vorwahlkampagne einfügt. Die Tatsache, dass die Kandidaten zum Kanzlerstuhl diesmal nicht in Diskussionen über die Politik miteinander kämpften, sondern sich lieber von der privaten, ja menschlichen Seite zeigten, um die Wähler zu überzeugen, dass sie ihnen gleich sind, verstärkte die Verfolgung sensationeller Informationen. Zwar gilt Angela Merkel allgemein als eine zurückhaltende Person, insbesondere wenn es um Privates geht, aber — wie es sich gezeigt hat — nicht in so einem Maße, um das nicht für den Aufbau des eigenen Images für den Bedarf der letzten Wahlkampagne zu nutzen.
Der Fokus dieses Beitrags liegt in der Analyse des Porträts der deutschen Kanzlerin, wie es durch die Autoren — am meisten die Journalisten — der neuesten ihr gewidmeten Publikationen skizziert wird: Nikolas Blome, irische Korrespondentin Judy Dempsey, Gertrud Höhler, Stefan Kornelius, das Tandem Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann und Stephan Hebel. Sie konzentrieren sich auf einige wesentliche, sich durchdringende Motive: die ostdeutsche Vergangenheit von Angela Merkel, Beurteilung ihrer bisherigen politischen Karriere und ihres Regierungsstils sowie die Aktivitäten im Inland und auf internationaler Ebene, mit der Prognose der nächsten Amtsperiode. Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass zwei, der Angela Merkel gewidmete Arbeiten polnischer Deutschkundler — Julian Bartosz und Arkadiusz Stempin auf dem polnischen Markt erschienen sind.
Die ausgerechnet in der letzten Zeit so zahlreich erschienenen Publikationen und die Ankündigung weiterer Veröffentlichungen beweisen das immer noch große Interesse an der deutschen Kanzlerin, so dass diese Erscheinung von S. Hebel sogar als „Merkologie“ bezeichnet wurde. Da die Kanzlerin sehr nüchtern über sich selbst erzählt, bleibt es den Biographen vor allem das zu analysieren, was sie miterleben — ihre Auftritte, Verhaltensweisen in bestimmten Situationen und
 die von ihr getroffenen Entscheidungen. Um eigene Beurteilungen zu unterstützen, greift jeder der bereits erwähnten Autoren nach Aussagen von Frau Merkel in verschiedenen Situationen, die Zitat-wahl bleibt subjektiv. Nicht selten werden die in den Reden der Regierungschefin enthaltenen Ansichten verschieden, abhängig von der Intention des Verfassers gedeutet. Das erinnert in etwa an die Deutung der Orakel der altertümlichen Weissagerin Pythia, in denen jeder das entdecken konnte, was er hören wollte. Über eine Sache herrscht jedoch Einigkeit: Für Angela Merkel ist die politische Macht sehr wichtig, wobei einige behaupten, dass die Macht als solche das Ziel ihrer sämtlichen Handlungen ist und die anderen wiederum, dass sie ein Mittel zum Zweck ist, das jedoch so nebulös bestimmt wird, dass man im Grunde genommen nicht weiß, worum es geht.
Sicher ist, dass das Phänomen Angela Merkel niemandem gleichgültig ist. Es scheint dabei, dass keiner das „Mädchen aus dem Osten“, die unscheinbare Pastorstochter, die junge Physikerin kennt, die 1989 die politische Bühne schüchtern betreten hat und dann — wohl etwas durch ihre Gruppierungskollegen unterschätzt — unbemerkt aber systematisch in der Parteihierarchie aufgestiegen ist, um eine Wegbereiterin auf dem Gipfel der Macht zu werden — die erste Leiterin der deutschen Christdemokraten und schließlich die erste Bundeskanzlerin, die durch die Deutschen 2013 zum dritten Mal zu ihrer Anführerin gewählt wurde. Immer diskret, zurückhaltend, tüchtig und die deutschen Tugenden verkörpernd hat sie sich im In- und Ausland Respekt verschaffen. Sie ist ein neuer Leadertyp, der auf der Karriereleiter emporsteigend doch immer unterschätzt bleibt und plötzlich erweist er sich als eine perfekte Widerspiegelung seiner Zeiten — das sollte von ihr Henry Kissinger, der amerikanische Politiker gesagt haben.