ARTYKUŁY [182]
DIE SPORTFINANZIERUNG IN DEUTSCHLAND NACH 1990
Der Sport heute, außer den Aspekten, die mit dem Wettstreit und der Körperkultur verbunden sind, hat eine sehr große ökonomische Bedeutung. Sie findet ihre Widerspiegelung in der internen Konsumption und dem Beschäftigungsniveau sowie beeinflusst die Entwicklung einiger Industriezweige.
In Falle Deutschlands ist eine enorme Entwicklungsdynamik im Sportbereich zu verzeichnen. Im Jahre 1990 erzeugte dieser Sektor 30 Milliarden Mark, was 1,4% des Bruttoinlandsproduktes des damaligen Deutschland darstellte. Im Jahre 2008 wiederum brachte er ein Bruttoinlandsprodukt, dessen Wert dem der deutschen Autoindustrie in Höhe von 3,7% ähnelte. Dadurch werden die anderen Bereiche auf vielen Ebenen beeinflusst. In diesem Zusammenhang hoffen die Politiker, die sich für Investitionen in den Sport entscheiden, bestimmte politische, soziale und ökonomische Nutzen ziehen zu können.
Die Sportfinanzierung in Deutschland stellt jedoch ein kompliziertes System dar und beschränkt sich nicht nur auf die staatliche finanzielle Förderung von der Bundesebene aus. Sie weicht auch wesentlich von dem sog. traditionellen Modell ab, das in vielen EU-Ländern gängig ist. Sein Hauptmerkmal besteht in der Aufteilung der Zuständigkeiten unter die Länder, die Bundesregierung sowie Kreise, Gemeinden und Städte. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es kein offizielles Dokument, das bestimmt, auf welcher Ebene die einzelnen Zuständigkeiten zu realisieren sind. Die Praxis der ausgearbeiteten Lösungen basiert eher auf den Erfahrungen und dem geltenden Usus.
Von der Bundesebene kommt eine relativ niedrige finanzielle Unterstützung, die sich auf die Förderung des Berufssports beschränkt, insbesondere im Bereich der Vorbereitungen auf olympische Spiele. Breitere Kompetenzen stehen den Bundesländern zu, die für das Amateursport verantwortlich sind. Eine getrennte Kategorie stellen die Freizeitaktivitäten und die Sportinfrastruktur dar, die unter die Regulierungen der Selbstverwaltungseinheiten eines niedrigeren Grades fallen. Um die bestimmten Aufgaben zu erfüllen, erstellen die Selbstverwaltungen Entwicklungspläne, in denen die einzelnen Ziele nach ihrer sozialen Nützlichkeit geordnet werden. Im rechtlichen Sinne werden die Fördermittel in der Regel für die Realisierung eines Programms oder Projektes vergeben. In der Praxis wird die Wahl aufgrund der Tradition, die sich gebildet hat, oder der Lobbyarbeit der Sport-organisationen getroffen. Neben den direkten Unterstützungsmethoden nimmt die steuerliche Begünstigung einen wichtigen Platz ein. Viele der Sporteinheiten gelten als gemeinnützig anerkannteEinrichtungen und können dadurch unter bestimmten Bedingungen die Besteuerung vermeiden.
Neben den öffentlichen Mitteln stellen die Lotterien, die Mittel privater Sponsoren und Stif-tungen die Haupteinnahmenquellen der Sportorganisationen dar. Von Schlüsselbedeutung für die finanzielle Stabilität des deutschen Sports ist in den letzten Jahren die private Schirmherrschaft. Kein anderer Bereich in Deutschland als der Sport erwirbt derart wirksam die Mittel vom privaten Business. Sehr breite Kompetenzen bei der Verteilung der Fonds für den Berufssport stehen dem Deutschen Olympischen Sportbund zu. Er unterstützt die Sportvereine direkt und realisiert im Rahmen von Wettbewerbsverfahren die zweckgebundene Finanzierung, deren Bestandteil die Bildungs- und Förderprogramme für junge Sportler darstellen. In letzter Zeit wird die Politik der Föderation jedoch stark kritisiert, weil sie eine bürokratische Ausschreibung für die öffentlichen Mittel eingeleitet hat.
Das deutsche Modell der Sportfinanzierung ist in vielerlei Hinsicht innovativ und weicht deutlich von den Lösungen ab, die in mehreren europäischen Staaten gelten. Die Differenzierung der Unterstützungswege hat grundsätzlich die Entwicklung des ganzen Gebietes nach sich zu ziehen, weil von der Haltung derjenigen, die das System von der Basis her nutzen und verwalten, mehr abhängig ist, als von der breit verstandenen ökonomischen Effizienz. Charakteristisch ist auch die Begrenzung der öffentlichen Zentralfonds zugunsten der Förderung durch die Selbstverwaltung, die Höhe der durch die privaten Sponsoren übergebenen Mittel und große Selbständigkeit der gesellschaftlichen Organisationen bei der Verfügung über diese Mittel.