ARTYKUŁY [182]

Tom 26 (2018)

Mentorzy a kariera polityczna. Przykłady z historii Niemiec przed i powojennych

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Abstrakt

DIE MENTOREN UND DIE POLITISCHE KARRIERE. BEISPIELE AUS DER VOR- UND NACHKRIEGSGESCHICHTE DEUTSCHLANDS

Der politische Mentor ist eine Person, die über umfangreiches Wissen und große Erfahrung in der Politik verfügt. Seine Vorteile bestehen auch in seinen Beziehungen und hoher Position in der Parteihierarchie oder auf diversen Stufen des Machtapparates. Seine Ressourcen teilt er aus diversen Gründen mit Personen, die in die Welt der Politik einsteigen wollen. Handlungsmotiv eines Mentors kann der Wunsch sein, seine Erfahrungen weiterzugeben, die durch talentierte Schüler genutzt werden sollten. Die Unterstützung wird nicht nur wegen der durch die Protegés genannten Bedürfnisse Macht oder Kontrolle erteilt, sondern auch zum Nutzen der Organisation, die durch den Mentor vertreten wird. Im Rahmen der informell erfüllten Funktion gibt der Mentor Informationen weiter, berät, zeigt Handlungsrichtungen an, beantwortet Fragen und hilft, Probleme zu lösen.
Diese Beschreibung stellt die normative Charakteristik eines politischen Mentors dar. In der Regel kann die geleistete Unterstützung für ihn konkrete, erhoff te persönliche Nutzen bedeuten. Ähnliche Beweggründe — politische Vorteile in Form der erwarteten Entwicklung der Karriere — hat auch der Schützling. Im Rahmen dieser Beziehung kommt also meistens zum gegenseitigen, grundsätzlich äquivalenten Austausch der Ressourcen, um Gewinne zu schöpfen.
Es ist zu bemerken, dass die Erwartungen des Mentors die künftige Begleichung der politischen Schuld betreff en können, in die der Protegé am Anfang seiner Karriere tritt. Die Verhältnisse zu dem „Patenkind“, das dank der Unterstützung ins politische Rampenlicht kam, können also durch den Meister objektiv betrachtet werden. Denn sein Ziel kann darin bestehen, auch während des politischen Ruhestandes einfl ussreich zu bleiben.
Die Ausrichtung des Mentors auf die politischen Vorteile kann als überfl üssige Belastung empfunden werden und dazu beitragen, dass die Wege des Schülers und des Meisters sich trennen. Diese Beendigung des Abhängigkeitsverhältnisses kann für die früher unterstützte Person eine Herausforderung darstellen und manchmal heftig verlaufen. Auf die Hilfe eines Mentors sind vor allem Personen angewiesen, die sich für eine politische Karriere entscheiden aber aus einem anderen Berufsmilieu kommen. Diese Art von Politikern, die in der deutschen Fachliteratur als „Seiteneinsteiger“ bezeichnet werden, vertritt z.B. die heutige Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Die aus der DDR stammende Tochter eines Pastors stand fern von der Politik bis die Berliner Mauer fi el. Nach den Wahlen im März 1990 wurde sie Vertreterin von Lothar de Maizière, dem Pressesprecher der ostdeutschen Regierung. Der Transfer in die Welt der Politik nach der Wiedervereinigung war durch die Unterstützung des Mentors — Helmut Kohl möglich, der ihr eine Ministerfunktion in seinem Kabinett angeboten hat. Die folgenden Jahre das ist eine Zeit der Abhängigkeit Merkel’s von dem Kanzler. Ihre Eigenständigkeit verdankt sie der politischen Abnabelung nach der CDU-Schwarzgeldaff äre. Sie hat Kohl, den Hauptverdächtigen, das System illegaler Parteifi nanzierung geschaff en zu haben, angedeutet, auf den Vorsitz der Partei zu verzichten. Mit der Zeit kam sie nicht nur an die Spitze ihrer Gruppierung, sondern auch an die Spitze der Bundesregierung.
Helmut Kohl begann seine politische Karriere zu der Zeit, als sich das politische System der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg formte. Das Umfeld, mit ausgetauschten Eliten, konnte schwer einen politischen Mentor darbieten. Der junge Kohl, mit seinen die Politik betreff enden Ambitionen, konnte eher auf Inspirationen und politische Muster zählen. Diese kamen von seinem Nachbarn, KPD-Mitglied — Otto Stamfort, der ihn mit den Werken der Ideologen des Kommunismus vertraut machte. Das Potential von Kohl bemerkte auch Johannes Fink — ein Seelsorger der Arbeiter und politischer Aktivist, dessen Pfarrhaus den jungen Christdemokraten als Treff punkt diente. Kohl schwärmte auch für den SPD-Vorsitzenden — Kurt Schumacher. Den künftigen Kanzler faszinierten jedoch eher die Persönlichkeiten der genannten Personen und nicht ihre Ideen. Bernt Engelmann — der Autor einer Reihe von „Schwarzbüchern“ über die Christdemokraten ist der Meinung, dass Kohl Unterstützer hatte, diese kamen jedoch aus fi nanzpolitischen Kreisen, nicht selten mit einer Nazivergangenheit.
In den FDP-Kreisen war Hans-Dietrich Genscher derjenige, der für manche politische Karrieren von Bedeutung war. Der jahrelange Bundesaußenminister verhalf u.a. Klaus Kinkel — Mitglied der Bundesregierung von Helmut Kohl in den Jahren 1991–1998 — auf den Beförderungsweg zu gelangen. Zu den Protegés von Genscher gehörten auch Guido Westerwelle und Jürgen Möllemann.
Auch die Kanzler Kurt Georg Kiesinger und Willy Brandt hatten ihre Mentoren. Für den Regierungschef der Großen Koalition in den Jahren 1966–1969 war das in seiner Jugend der Fabrikant Friedrich Haux, der ihn fi nanziell zur Schulzeit und während des Studiums unterstützte. Die solide Ausbildung von Kiesinger, die er seinem Förderer verdankt, war ein wichtiger Vorteil auf dem Wege zu den künftigen Erfolgen. Die Karriere in den Strukturen der CDU zu entwickeln, half Kurt Georg u.a. der CDU-Vorsitzende in Württemberg-Hohenzollern — Gebhard Müller.
Mit einer politischen Unterstützung am Anfang seines politischen Weges konnte auch Willy Brandt rechnen. Als sein erster Mentor gilt Julius Leber — der Chef der Lübecker Sozialdemokraten und Reichstagabgeordnete. Mit seiner Hilfe konnte Brandt der SPD beitreten und im Alter von 16 Jahren in dem „Lübecker Volksboten“ veröff entlichen, wo J. Leber der Chefredakteur war.
Die Unterstützung eines Mentors ist kein Muss, um politisch erfolgreich zu werden. Insbesondere heute, wenn man auf die politische Bühne über die Präsentation im Internet, Eigenförderung als ein Medienstar oder dank der Popularität als ein Sportler gelangen kann. Das Durchdringen in die Politik erfolgt dann unter minimaler Unterstützung oder auch ohne eine Unterstützung erfahrener Politiker. Ob dieses Modell des politischen Transfers der Qualität der Regierung und der Reife der Demokratie dienen, möchte der Leser selbst entscheiden.