Artykuły [1063]

Tom 17 (2009)

NA DRODZE DO MIĘDZYNARODOWEGO UZNANIA. SPORT JAKO INSTRUMENT POLITYKI NIEMIECKIEJ REPUBLIKI DEMOKRATYCZNEJ

Strony: 149 - 164

Abstrakt

AUF DEM WEG ZUR INTERNATIONALEN ANERKENNUNG. INSTRUMENTALISIERUNG DES SPORTS IN DER POLITIK DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK 1949–1972

Das Hauptanliegen des Beitrags ist es, die Rolle zu verdeutlichen, die der Sport in der Politik der Entscheidungsgremien des kommunistisch regierten Teils Deutschlands gespielt hat. Des Weiteren ist hierbei auf die Tatsache hinzudeuten, dass die idealistischen Vorstellungen vom apolitischen Sport schon immer in den Märchenbereich gehört haben. Im gesamten 20. Jahrhundert galt er in Deutschland als ein wichtiger Faktor bei der Herausbildung der nationalen Identität der Bürger und des Staates.
Vier Jahre nach der Beendigung des Zweiten Weltkriegs waren zwei deutsche Staaten – die Bundesrepublik Deutschland BRD und die Deutsche Demokratische Republik DDR – aus der Taufe gehoben worden. Von da an rivalisierten sie miteinander um die internationale Anerkennung, unterstrichen ihre eigene Identität und ihre Souveränität.
In diesem Kontext kann man gar die Behauptung riskieren, dass der Sieg der deutschen Mannschaft in der Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz im Jahre 1954 in den Rang eines Symbols erhoben wurde. Das sog. „Wunder von Bern“ hatte dem nationalen Selbstbewusstsein und dem Solidaritätsgefühl innerhalb der ganzen Gesellschaft neue Energien zugeführt. Für viele war das Finalspiel von Bern ein Zeichen dafür, dass sich Deutschland nach der Niederlage und der Schmach von 1945 wieder von den Knien erheben würde.
Einen sehr wichtigen Bestandteil der gegenseitigen deutsch-deutschen Beziehungen war die Rivalität auf dem Gebiet des Sports. Die olympischen Stadien, Fußballfelder und Aschenbahnen wurden in noch eine Arena des kaltkriegerischen Wettstreits umfunktioniert. Der vorliegende Artikel sucht darzustellen, wie die DDR-Machthaber den Sport vor den Propagandakarren spannten, ihn zur Bestätigung der These von der Überlegenheit des sozialistischen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Systems über den Kapitalismus missbrauchten und zur Bekundung ihrer friedlichen Absichten ausnutzten. Mit den Erfolgen der ostdeutschen Sportler versuchte man die internationale Isolation zu überwinden.
In der im Oktober 1949 ausgerufenen sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik nahm man sich solche Überlegungen zu Herzen und verknüpfte den Sport mit der Politik auf vielfältige Art und Weise. Dem Spruch Walter Ulbrichts zufolge, der ein Freund der körperlich aktiven Freizeitgestaltung war, sollte „jedermann an jedem Ort einmal in der Woche Sport“ treiben. Die Körperertüchtigung wurde im Lande großgeschrieben. Sie hatte der Hervorbringung eines „neuen Menschen“ zu dienen – durch die Stärkung der Lebenskräfte der sozialistischen Gesellschaft sollte nicht nur die Aufrechterhaltung der guten physischen Verfassung gewährleistet, sondern auch die Verteidigung des jungen Vaterlands ermöglicht werden. Für die DDR-Entscheidungsträger wurde der Sport als Symbol des Modernen und des Fortschritts zu einem wirksamen Mittel bei der Erlangung der internationalen Anerkennung.
Diesen Bestrebungen wirkten die Aktivitäten der Bundesrepublik Deutschland entgegen, die sich ab 1955 der Hallstein-Doktrin bediente und auf die Alleinvertretung des deutschen Volkes im Ausland pochte, womit sie jahrelang den russisch kontrollierten Teil Deutschlands, der verächtlich als die „Zone“ bezeichnet wurde, international isolierte. Die bundesdeutschen Politiker setzten in verschiedenen Organisationen, Föderationen und Vereinen – entsprechend den Erwartungen der Bonner Regierung – ihren Stolz darein, die Existenz des anderen deutschen Staates nicht einmal ins Bewusstsein der Weltgemeinschaft treten zu lassen. Als die beste Antwort auf die westlichen Anfeindungen wählte Ost-Berlin den Weg des sportlichen Wettbewerbs, bei dem die ostdeutschen Sportler auf den Siegerpodesten der Europa- und Weltmeisterschaften standen.
Zunächst gab man sich in der Bundesrepublik Deutschland die Mühe, sich von der Tradition des „ideologisierten und politisierten Sports“ aus der Zeit des Dritten Reiches zu distanzieren und ihn die ursprüngliche Bedeutung zurückerlangen zu lassen, indem man die Auffassung vertrat, er się die private freizeitgestalterische Angelegenheit eines jeden freien Bürgers, doch diese Einstellung änderte sich grundsätzlich nach dem Bau der Berliner Mauer im August 1961. Damals wurde der Startschuss für eine offene Rivalität der beiden Systeme nicht nur im Politischen oder Wirtschaftlichen, sondern auch in Bereichen, die mit der Politik scheinbar kaum Berührungspunkte aufwiesen – wie etwa Sport – gegeben.
Als Beispiel könnten an dieser Stelle der berühmte „Flaggenstreit“ oder die Bemühungen Ost- Berlins, eine eigene Olympiamannschaft aufzustellen was nach fast 20 Jahren tatsächlich gelang, angeführt werden.
Die Olympischen Sommerspiele von München im Jahre 1972 gingen als ein großer Triumph des ostdeutschen Sports in die Geschichte ein, erfüllten die DDR-Regierenden und -Bürger mit Stolz und krönten die bisherigen einschlägigen Anstrengungen. Zum ersten Mal war die ostdeutsche Mannschaft souverän als Nationalmannschaft unter einer eigenen Flagge aufgetreten und schaffte es, dank hervorragender Ergebnisse im Medaillengesamtspiegel den dritten Platz nach der UdSSR und den USA zu belegen.
Ein paar Monate später, am 21. Dezember 1972, unterzeichneten die beiden deutschen Staaten in Berlin den sog. Grundlagenvertrag, der die Kontakte zwischen ihnen normalisierte. Im September 1973 wurden sie in die UNO aufgenommen. In den Folgejahren erkannten weitere westliche Staaten die DDR an und nahmen mit ihr diplomatische Beziehungen auf.