Artykuły

Tom 30 (2008)

Funkcje KL Auschwitz. Eksterminacja, eksploatacja i dystrybucja siły roboczej

Franciszek Piper

Strony: 371 - 381

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Abstrakt

DIE FUNKTIONEN DES KZ AUSCHWITZ. EXTERMINATION, AUSBEUTUNG UND VERTEILUNG DER ARBEITSKRÄFTE

Das Nazi-Konzentrationslager Auschwitz unterlag im Laufe der fast 5-jährigen Existenz 1940–1945 ständigen Veränderungen: es änderten und erweiterten sich seine Aufgaben, die Funktionierungsmethoden, die Zahl und nationale Zusammensetzung der Opfer, die räumliche Gliederung, die Organisationsstruktur. 1940 für polnische Häftlinge gegründet, seit 1942 weiterhin als KZ in der Organisationsstruktur des Inspektorats der Konzentrationslager verbleibend, wurde es zugleich zum Ort der Verwirklichung des Planes der totalen Vernichtung der 11 Millionen Juden in Europa. Hier ist jeder fünfte Jude als Holocaust-Opfer umgekommen. Außer den fast aus ganz West-, Nord-, Süd- und teilweise Mitteleuropa eingelieferten Juden ca. 1,1 Million Deportierter, ca. 1 Million Opfer und den Polen ca. 140–150 Tausend Deportierter, ca. 70–75 Tausend Opfer wurden in diesem Lager ca. 23 Tausend Zigeuner aufgenommen umgekommen sind ca. 20 Tausend, auch ca. 15 Tausend sowjetische Gefangene verschiedener Nationalitäten es überlebten einige -zig. Außerdem wurden eingewiesen ca. 8–9 Tausend Tschechen, 6 Tausend Einwohner Weißrusslands; auf den weiteren Plätzen nach der zahlenmäßigen Stärke lagen die Deutschen und Österreicher, danach die Franzosen, Russen, Slowenen, Ukrainer und Häftlinge weiterer Nationalitäten. Hauptziel der Inhaftierung im Lager war die Vernichtung der Häftlinge. Im Falle der Juden waren die Gaskammern das dominierende Werkzeug der Vernichtung; in ihnen wurden sofort nach der Ankunft ca. 80% der als arbeitsunfähig und unnötig befundenen Häftlinge ermordet. Die übrigen jungen und gesunden wurden als Arbeitskraft im Lager zurückbehalten. Eine längere Krankheit bzw. Entkräftung qualifi zierte sie zur Tötung in der Gaskammer oder durch eine Giftinjektion. Die Häftlinge anderer Nationalitäten wurden auf eine mehr getarnte Weise getötet: durch Unterernährung, ungenügende Kleidung, schlechte Unterbringung, fehlende ärztliche Betreuung, schwere Arbeit, nicht selten infolge Misshandlungen, Hinrichtungen und in den Jahren 1941–1943 – wie die Juden – durch Giftinjektionen oder in den Gaskammern. In den Lagerakten wurden allgemeine Krankheiten als Todesursache eingetragen. Mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands und dem wachsenden Arbeitskräftedefizit bemühte man sich die Rolle der Arbeit im Vernichtungsprozess zu steigern, wodurch man ohne Verzicht auf die Exterminationsfunktion der Konzentrationslager messbare wirtschaftliche Erfolge erzielte. Zu diesem Zweck wurde Anfang 1943 das disziplinarische Regime in den Konzentrationslagern einigermaßen erleichtert und von der Tötung der Kranken und Erschöpften Abstand genommen. Diese Veränderungen im Lager Auschwitz spürten vor allem die zu dieser Zeit schon in der Minderheit gewesenen so genannten arischen Häftlinge Nicht-Juden, denn gegen die Juden war die Priorität politischer Ziele Vernichtung über den wirtschaftlichen Zielen Nutzung der Arbeitskraft maßgebend. Diese Eigenart des Auschwitzer Lagers – die Priorität der unmittelbaren Extermination über die Vernichtung durch Arbeit sowie der Hunger –, als Ergebnis der von Jahr zu Jahr steigenden Überzahl der jüdischen Opfer, blieb bis Anfang November 1944 bestehen, d.h. bis zur Stilllegung der Gaskammern und Einstellung der massenhaften Tötungen auch der Juden. Ein Anzeichen dieser Priorität war die Entwicklung der Nebenlager, deren Netz im Vergleich mit den Lagern in Mitteldeutschland wesentlich schwächer ausgebaut war. Wenn das KZ Auschwitz lediglich ca. 40 Nebenlager errichtete davon 28 bei Industrieanlagen, waren es im KZ Buchenwald 129 und im KZ Dachau 197. In Anbetracht der Opferzahl, des territorialen Ausmaßes, der Exterminationsmethoden wie auch der nationalen Differenzierung der Opfer ist Auschwitz nicht nur ein Symbol für den Holocaust der Juden, aber auch für das Genozid anderer Naziopfer.