Sprachwissenschaft
Der vorliegende Beitrag widmet sich den verbalen Tabus sowie den kommunikativen Strategien derer Bewältigung in den lebensgeschichtlichen Interviews mit den NS-ZeitzeugInnen. Die verbalen Tabus werden als Konzepte definiert, die keine explizite Verbalisierung im Diskurs dulden. Die Forschung hat ergeben, dass es grundsätzlich um zwei Tabu-Cluster geht. Zum einen handelt es sich um die traumatische Erfahrung der Verfolgung, die durch die kommunikative Strategie des Verschweigens und die der Euphemisierung bewältigt wird. Zum anderen geht es um den expliziten Ausdruck von negativen Emotionen – solche Tabus werden durch die kommunikative Strategie des Gesichtswahrens aufgefangen. Diese Strategien werden besonders effizient durch den Sprechakt der Andeutung realisiert, der ein diskursiv-sprachliches Zusammenwirken von Sprecher/in und Hörer/in zur Konstruktion der intendierten impliziten Proposition darstellt.