Literaturwissenschaft
Obgleich der Barockdichter Andreas Gryphius bereits vielmals kritisch unter die Lupe genommen worden ist, bestehen weiterhin recht viele Desiderata bei der Erkundung insbesondere seiner Lyrik. Einige seiner Sonette, die auch hier zur Sprache kommen, haben praktisch kanonischen Rang erworben, aber die Masse seiner Gedichte ist doch bisher nur sehr kümmerlich untersucht worden. Welchen Stellenwert sie für den modernen Rezipienten haben mögen, ist bis heute eine ganz offene Frage. Dieser literarhistorischen Herausforderung kann man sich am besten so nähern, indem man zunächst überhaupt eine interpretative Sonde an sein umfangreiches Werk heranführt. Durch die sorgfältige Analyse einer Auswahl seiner Sonette wird hier eine Reihe von bemerkenswerten Aussagen universaler Art identifiziert, die es uns erlauben, Gryphius’ Texte nicht nur in ihrer literarischen, sondern auch religiösen, philosophischen und ethischen Dimension genauer in den Griff zu bekommen. Auf dieser Grundlage ist es möglich, spezifisch die Überlegung in den Vordergrund zu rücken, warum und wie man sich heute mit Gryphius allgemein oder im deutschen Literaturunterricht auseinandersetzen kann.