Literaturwissenschaft

Bd. 148 (2023)

Thomas Bernhards „Heldenplatz“ oder Beängstigender Lärm um nichts

Seiten: 9-25

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Abstract

Der vorliegende Beitrag ist dem Drama Heldenplatz von Thomas Bernhard gewidmet, seinem wohl bekanntesten Theaterstück, dessen Premiere im Wiener Burgtheater 1988 einen großen Skandal auslöste. Er entzündete sich an den auf der Bühne fallenden abfälligen Worten über Österreich und die Österreicher, die man entweder als eine unzulässige Zumutung oder als eine längst überfällige Abrechnung mit der verdrängten nationalsozialistischen Vergangenheit des Landes interpretierte. Die Analyse des Textes führt zum Ergebnis, dass es Bernhard gar nicht um die vordergründige plakative Österreichkritik ging. Sein eigentliches Anliegen lag vielmehr in der hier benutzten Sprache, deren menschenverachtende Rhetorik auf die ideologischen Raster der NS-Propaganda rekurrierte. Die öffentliche Erregung nach der Premiere zeigte, dass man eine solche Sprache der österreichischen Öffentlichkeit immer noch zumuten konnte. Der Schriftsteller stellte damit eine durchaus beängstigende Diagnose, die die österreichischen Medien und die Diskurskultur des ganzen Landes betraf.

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Puchalski, L. (2024). Thomas Bernhards „Heldenplatz“ oder Beängstigender Lärm um nichts. Germanica Wratislaviensia, 148, 9–25. https://doi.org/10.19195/0435-5865.148.1